Band 36

Religiöser Pluralismus und Deutungsmacht in der Reformationszeit.

Ulrich Bubenheimer, Dieter Fauth, Dieter B. Herrmann, Günter Vogler, Fabian Scheidler, Alejandro ZorzinDie Freie Akademie widmet den Band 36 ihrer Schriftenreihe dem Thema „Religiöser Pluralismus und Deutungsmacht in der Reformationszeit“. Damit wird ein Beitrag zum Luther-Jahr 2017 geboten.Reformation bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1555 bzw. 1648, die zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (römisch-katholisch, lutherisch, reformiert) führte. Die Reformation wurde in Deutschland überwiegend von Martin Luther (1483–1546), in der Schweiz von Huldrych Zwingli (1484 – 1531) und Johannes Calvin (1509 – 1564) angestoßen. Ihr Beginn wird allgemein auf 1517 datiert, als Martin Luther am 31. Oktober des Jahres seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll, aber ihre Ursachen und Vorläufer reichen weiter zurück. Als Abschluss kann allgemein der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden von 1555 bzw. letztlich der Westfälische Frieden von 1648 betrachtet werden. Die Geschichte der protestantischen Kirchen war von Anfang an von Intoleranz gegenüber „Abweichlern“ geprägt mit der Folge, dass die evangelischen Amtskirchen bis heute aufs Ganze gesehen unter einem Pluralismusdefizit leiden. Freilich sind immer die einzelnen Amtsträger individuell zu betrachten. Doch veranschaulichen „die evangelischen Amtskirchen“ bis heute die These von Ernst Troeltsch, dass dissidente protestantische Bewegungen mehr in die Moderne führten und führen als die lutherische Konfession. Die Diskussion über all diese Sichtweisen zeigte deutlich ein Interesse der Versam- melten auch an der Bedeutsamkeit des historischen Geschehens für unsere heutige Gesellschaft, die labil und fragil zwi- schen dem Postulat radikaler Offenheit und den Rufen nach Minimalkonsens und Leitkultur schillert.

VOLKER MUELLER
Vorwort des Herausgebers der Schriftenreihe
ULRICH BUBENHEIMER / DIETER FAUTH Einleitung
FABIAN SCHEIDLER
Die Formation der kapitalistischen „Megamaschine“ in der Zeit von Reformation und deutschem Bauernkrieg
GÜNTER VOGLER
Ist die marxistische Deutung der Reformation überholt? Versuch einer Antwort am Beispiel des Thomas-Müntzer-Bildes
ULRICH BUBENHEIMER
Existenz zwischen Einheitsanspruch und religiösem Pluralismus in der Reformationszeit – Individuelle religöse Orientie- rung am Beispiel des Klerikers und Notars Andreas Gronewalt in Halberstadt und Halle
DIETER B. HERRMANN
Das Verhältnis von Humanismus, Reformation und Katholizismus zu Astronomie und Astrologie
DIETER FAUTH
Sichtweisen auf Juden und Judentum in der Reformationszeit
ALEJANDRO ZORZIN
Johannes Eck (1486–1543) – Öffentliche Demontage (public dismantling) im Spannungsfeld frühreformatorischer Polemik (1517/18–1525/30)
ISBN 978-3-923834-34-1, 156 S., Berlin 2017, 19,90 €