Band 9

Evolution und Evolutionsstrategien in Biologie, Technik und Gesellschaft

Jörg Albertz, Ingo Rechenberg, Paul Abley, Hajo Otten, Johann-Gerhard Helmcke, Hans-Paul Schwefel, Olav Röhrer-Ertl, Hubert Markl, Gerhard Vollmer, Franz M. Wuketits

267 Seiten | 1989 | ISBN 3-923834-07-1 | vergriffen

Aus der Einladung zur Tagung vom 16. bis 23. Juli 1983

Das Stichwort »Evolution« weckt Assoziationen und vielfach auch Emotionen. Der Streit zwischen den Kreationisten, die den Gedanken einer Evolution des Lebens ablehnen, und jenen Anhängern des Entwicklungsgedankens, für die eben jene Evolution Gewißheit ist, kann freilich wissenschaftlich kaum mehr ernst genommen werden. Daß sich das Leben durch Evolution entwickelt hat, wird nicht mehr ernsthaft in Zweifel gezogen. Was die Wissenschaft beschäftigt, sind vielmehr die Fragen: Wie funktioniert Evolution? Welche Strategien werden dabei angewandt? Was können wir aus dem Verständnis dieser Vorgänge lernen?

 

Unter dem Aspekt der Evolution wird längst nicht mehr allein die Entwicklung des biologischen Lebens betrachtet. Die Evolutionstheorie befaßt sich mit der Entwicklung der Vorstufen des Lebens in molekularen Strukturen ebenso wie mit der Entstehung sozialer Strukturen und der Entwicklung unserer geistigen Fähigkeiten, unseres Wissens und unserer Kultur. Deshalb kann in der Evolution ein universelles Prinzip gesehen werden, das dazu beiträgt, die Welt als ein sich entwickelndes Ganzes zu sehen.

 

Die Prinzipien der Evolution lassen sich aber auch zur Optimierung technischer, wirtschaftlicher und anderer Systeme einsetzen. Die Evolutionsstrategie vermittelt zudem tiefere Einblicke in die Wirkungsweise evolutiver Vorgänge. Sie vermag uns aufzuzeigen, unter welchen Voraussetzungen ein Evolutionsfortschritt zu erzielen ist. Ja, die dabei gewonnenen Erfahrungen führen zu dem Schluß, daß die Prinzipien der natürlichen Evolution selbst das Ergebnis eines evolutiven Prozesses sind.

 

DARWIN hat bekanntlich mit seiner Theorie über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl großen Einfluß auf unser Welt- und Menschenbild gehabt. Wenn wir heute das Prinzip der Evolution in viel umfassenderem Sinne verstehen, so kann auch dies nicht ohne Rückwirkung auf unser Welt- und Selbstverständnis bleiben. Was folgt daraus für unsere Stellung in der Welt? Inwieweit können unter dem Aspekt der Evolution Parallelen zwischen ganz verschiedenen Gebieten gezogen werden? Wo liegen die Grenzen der Interpretation?

 

Die Referate dieser Tagung wurden in Band 9 der Schriftenreihe der FREIEN AKADEMIE veröffentlicht

JÖRG ALBERTZ

Strukturen – Systeme – Entwicklung. Gedanken und Thesen zur Evolution

INGO RECHENBERG

Evolutionsstrategie – Optimierung nach Prinzipien der biologischen Evolution

PAUL ABLAY

Konstruktion kontrollierter Evolutionsstrategien zur Lösung schwieriger Optimierungsprobleme der Wirtschaft

HAJO OTTEN

Von der Chemie zur Biologie – Die Selbstorganisation biologischer Makromoleküle

JOHANN-GERHARD HELMCKE

Biologie und Bauen – Evolutionsprinzipien in natürlichen Strukturen und technischen Konstruktionen

HANS-PAUL SCHWEFEL

»Natürliche Intelligenz« in evolutionären Systemen

OLAV RÖHRER-ERTL

Über soziale Institutionen und biologische Evolution beim Menschen

HUBERT MARKL

Grenzen und Grenzüberschreitungen lebender Systeme

GERHARD VOLLMER

Der Evolutionsbegriff als Mittel zur Synthese – Leistungen und Grenzen

FRANZ M. WUKETITS

Biologische und kulturelle Evolution – Analogie oder Homologie?

JÖRG ALBERTZ

Akademieforum – Versuch einer Bilanz